Avenidas

Frauen, Alleen, Blumen und ein Bewunderer. Ein Gedicht. Ich muss gestehen, dass ich nicht so viel mit Lyrik anfangen kann. Was ich weiß, ist, dass …

• die Lyrik immer sehr offen für Interpretationen ist,
• und ein Bewunderer erst einmal nur eine Person ist, die andere Sachen bewundert, wobei die Bedeutung des Bewunderns dann als betrachten, bestaunen oder anerkennen beschrieben werden kann.

So und da geht die Hexenjagd ja schon wieder los. Das Gedicht hat ein Mann geschrieben (was in der heutigen Zeit ja per se fatal ist und dann immer gleich verteufelt wird), der Bewunderer ist demzufolge auch ein Mann und wenn er da so die Frauen anguckt, ist das nicht nur ein Mann, sondern ein Gaffer, der nach der Micky-Maus-Logik der Feministen nur von sexuellem Verlangen angetrieben wird, wodurch es sich bei dem Gedicht um einen Ausdruck des männlichen Sexismus und damit um sexuelle Belästigung gleich der ganzen Frauenschaft handle.

Alter. Ihr braucht echt einen Seelsorger.

Ich meine, selbst Goethes Erlkönig wurde schon mal so interpretiert, dass es ja um eine Vergewaltigung und ein Trauma ging und Goethe selbst wurde ja schon mal zum Feministen ernannt. Wen wundert es also noch.

Aber mal ehrlich: Ist das nicht wieder so eine Heuchelei? Wir unterstellen einfach den anderen Sexismus, merken aber gar nicht, wie sexistisch wir eigentlich sind? Ich sehe da nur einen Menschen, der die Umwelt betrachtet. Ja, man kann es interpretieren, wie man will – und das trifft auf alles zu. „Du und ich, Hand in Hand, auf dem Weg zum Dönerstand“ ist bestimmt auch fremdenfeindlich, rassistisch und vermutlich homophob. Warum? Na weil alles ist möglich in der La-La-Welt unserer postmodernen orwell’schen Tugend- und Sittenwächter. Dass man das Gedicht eben auch anders interpretieren kann? Dass es mehrdeutig ist?  Dass es ja gerade dadurch vielleicht erst zur Lyrik wird? Interessiert keinen mehr. Weil Mehrdeutigkeit in den engstirnigen Horizonten mancher dieser Trottel eben überfordernd wirken muss und es daher einfach ist, eine Lesart als die einzige Wahrheit hinzustellen.

Dass die Hochschule dann natürlich auch mitmacht? Ist wie mit der Deutschen Bahn oder mit H&M. Die hatten sich auch nichts zu Schulden kommen lassen, haben sich aber trotzdem entschuldigt. Warum? Na weil die Öffentlichkeit eine hohe Schlagkraft hat. Hurra moderne Welt. Ein kritischer Umgang wird durch diesen durchideologisierten Irrsinn vollkommen verhindert.

Das Beste an diesem ganzen Affentheater ist dann, dass die Irren jetzt das Gedicht übermalen und durch das Werk eines weiblichen(!) Autoren mit Migrationshintergrund(!) ersetzen wollen. Haha, das sind so viele Klischees, die hier erfüllt werden. Ich könnte noch einen drauf setzen, wie wäre es mit einer Autorin mit Migrationshintergrund, die nachgewiesenermaßen eine sexuelle Störung hat oder in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung lebt?

Es ist so lachhaft. Vielleicht sollten wir wirklich die Männer abschaffen oder einfach nur alle Frauen und alles Weibliche in den von Männern erstellten Kunstwerken, also Texten, Bildern, Statuen und so weiter? Wir könnten mit Goethe seinem Gretchen anfangen. Der olle Sexist mit seinen Fantasien!

LG